Warum wird man Kolonist?

Warum wird man “Kolonist”?

Hierfür gibt es sicherlich verschiedene Gründe, die in Frage kommen.

  • Gefahr für Leib und Leben, das Urmotiv für Asyl oder Flucht.
  • Ungünstige Lebensumstände wegen der religiösen Überzeugung oder gesellschaftlicher Minderheit.
  • Armut. Das was man heute mit Wirtschaftsflüchtlingen umschreibt.
  • Angeworben. Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften. “Gastarbeiter”.
  • Neugier. Es wird langweilig und in Nachbars Garten ist das Gras grüner.

Das Hauptmotiv der Wanderungsbewegungen der Kolonisten allgemein war wohl Armut oder religiöse Unterdrückung, aber auch Lockmittel anderer Nationen, die Leute brauchten, um Land und Wald urbar zu machen.

Zitate aus der Seite des kommerziellen Anbieters pro-heraldica.de:

Auswanderung hatte viele Gründe. 

...

Im 16. Jahrhundert wechselte man während Reformation und Gegenreformation vor allem der freien Religionsausübung wegen den Wohnort. ... Schließlich galt das Prinzip „Cuius regio, eius religio“, kurz: „wessen Land, dessen Religion“. So musste die Bevölkerung die Religion des Landesfürsten annehmen.

...

Bis ins 18. Jahrhundert hinein überwogen die wirtschaftlichen Motive als Auswanderungsgrund. Die Bevölkerung explodierte und das hatte weitreichende Folgen: Mangel an Grund und Boden, zunehmende Versorgungsprobleme und wachsende Armut. So ließ der kalte Winter 1708/9 erstmals geschlossene Gruppen auswandern. Gerade in Deutschlands Südwesten brach ein regelrechtes Auswanderungsfieber aus. Allerdings blieb man zu diesem Zeitpunkt noch meist auf dem Kontinent. Auf der Liste potentieller Ziele stand damals beispielsweise ganz oben Ungarn, gefolgt von Russland und Polen.

...

Umgekehrt wartete man allerdings von jeher nicht nur passiv auf Einwanderer – man warb sie auch gezielt an. Schon damals betrieben Herrscher gezielte „Standortpolitik“, wenn sie beschlossen, an einem Ort z.B. Tuchmacher anzusiedeln. Katharina die Große (1729-1796), Zarin von Russland, war Ihrer Zeit in vielen Dingen voraus. Besonderes Geschick in Sachen „netzwerken“ bewies sie jedoch, als sie versuchte Kontakte zum württembergischen Königshof „spielen zu lassen“. Ihr Ziel: auswanderungswillige Schwaben für den Landbau und das Handwerk zu gewinnen. Diese Arbeitskräfte ließ sie sich auch etwas kosten: freies Land, Bauholz, Vieh, Geräte und Steuerleichterungen gehörten zur damaligen Siedlungspolitik.

...

Im 20. Jahrhundert wurden durch die Kriegswehen des ersten und des zweiten Weltkrieges wieder große Fluchtbewegungen losgetreten. 

... 

Und das gilt auch für die Wanderbewegungen in unserer Familie. Beispiele aus Familienaufzeichnungen der Familie Adameit:

... Der Vater war ein Facharbeiter in der Holzverarbeitung. In der Zeit wurden in Russland Leute gesucht, die sich für Holzarbeit interessierten. Als die Kinder die Schulzeit hinter sich hatten, sind die Eltern mit den beiden Mädchen nach Russland gegangen und ihr Vater hat dort in den Wäldern gearbeitet...

Und in der Sommerfeld-Familie erzählte man sich:

... Opa hat Land von der Westpreussischen/Ostpreussischen Landgesellschaft erworben, die heruntergekommenen Höfe auf Vordermann gebracht und dann wieder verkauft, um einen größeren heruntergekommenen Hof zu erwerben ...

Aber auch die Spannungen zwischen Russland und Deutschland waren Gründe, umzusiedeln:

... Die Eltern von Mutter und auch die beiden jüngeren Schwestern wurden im Krieg 1914 nach Sibirien verschleppt. Als dort die große Hungersnot war, sind auch sie ums Leben gekommen. ... Wir waren zu der Zeit in der Ukraine, die Mutter mit uns Dreien. Die Deutschen wurden zum größten Teil damals nach Sibirien verschickt. Wir kamen damals mit der anderen Oma zusammen und weil sie sehr gut russisch sprechen konnte, hat sie mit den Offizieren verhandelt und es fertig gebracht, dass sie glaubten, wir sind Russen und so konnten wir erstmal bleiben. Mutter hat sich versteckt gehalten, wir Kinder fielen nicht auf und Oma konnte als perfekte Russin auftreten. Als die Russen sich zurückzogen und den Deutschen das Gebiet überlassen mussten, haben wir die Gelegenheit ergriffen, uns nach Ostpreussen verschicken zu lassen. Wir kamen dann nach Königsberg in ein Sammellager ...
Nach oben scrollen