Namen, Alters- und Datumsangaben

Der Kantor hatte keinen leichten Job.

Die Bauern, die zu ihm kamen, um eine Geburt oder einen Sterbefall bekannt zu geben, waren meist Analphabeten. Sie sagten dann evtl. auch im Dialekt ihren Nachnamen und der Kantor schreib auf, was er verstand. Was bei Sommerfeld meisten gut ging, aber Martin, Martyn, Mertin, Marten sind z.B. alles Varianten eines Nachnamens. Noch netter wird es dann, wenn die Namen teilweise auf polnisch oder russisch geschrieben wurden. So sind z.B. Krol und König je nach Mutterspache eine Familie.

Bei den Namen aus unserer Familie bestehen also häufig Inkonsistenzen. Beispiele:

  • Rosalie wird auch Rosine genannt, eine verbreitete Namensvariante (wie Johann, Jan und Iwan usw.).
  • Eltern von Teofila sind laut Geburtsurkunde Gottfried und Rosalia, geborene Martin, in ihrer Sterbeurkunde und der Geburtsurkunde von Gustav dagegen Gottfried und Rosalia, geborene Günther. Der Wechsel der Geburtsnamen bei der Mutter ist nicht ganz erklärbar, aber eine Patin hieß Günther und es ist äußerst wahrscheinlich, dass der Küster sich schlicht vertan hat. Dies ist aber einmalig, eine Rosalie Günther ist sonst weit und breit nicht zu finden, also gehen wir von einem Irrtum aus.
  • Die Eltern von Gottfried heißen in der Sterbeurkunde “Christof und Mine Sommerfeld” bei der Heiratsurkunde und auch sonst “Peter und Elizabeth Sommerfeld”. Ein Kommentar einer Familienforscherin dazu.
Wirklich plausibel erscheinen die Eltern Peter Sommerfeld & Elisabeth
König. Nur für diese lassen sich die Spuren weiter verfolgen. ... Und auch
zu Anna Rosalia Martin.

Da aber sowohl bei der Hochzeit und beim Tod des (Friedrich?) Gottfried
Sommerfeld die Ehefrau Anna Rosina Martin (Mertin?) angegeben wurden, ist
diese Verbindung wohl am wahrscheinlichsten. 

·         Das Geburtsjahr ist passend
·         Die Ehe mit Anna Rosalia (Rosina) Martin (Mertin) ist passend
·         In der Heirat sind die Eltern angegeben (?) 

Warum andere Eltern beim Tod des Gottfried S. eingetragen wurden, ist nicht
nachvollziehbar (Schreibfehler/Verwechslung/Überlieferung anderer
Bezugspersonen…). Die Todesmeldung der Gemeinde an das Pfarramt war
vielleicht auch sonst in den Informationen neben den (ungefähren)
Lebensdaten zum Verstorbenen wahrscheinlich eine der fehleranfälligsten
Überlieferungen.

Ein Ehepaar Christoph Sommerfeld & Wilhelmine L%tke (Li(d)tke ... Lü(d)tke)
lässt sich in den bisherigen Quellen nicht wirklich finden.

Ähnliches gilt beim Alter. Auch hier differieren die rechnerischen Ergebnisse gängig um bis zu 2 Jahre. Aber auch Abweichungen von 5 oder mehr Jahren treten auf.

Vgl. hierzu den Kommentar aus dem Handbuch Shea & Hoffman, In Their Words. A Genealogist’s Translation Guide to Polish, German, Latin, and Russian Documents, vol. II Russian (2002) 276:

A century ago many folks simply did not keep track of their age. They knew about how old they were; the exact number didn’t matter. As a rule Europeans did not normally celebrate their birthdays … and there were no forms or applications to fill out – so the question of their exact age didn’t really come up all that often.

An besten versteht man alle Altersangaben eher als Empfehlung und nicht als Tatsache.

Die Datumsangaben sind häufig nach zwei unterschiedlichen Kalendern aufgeführt. Da ist der Julianische Kalender (gültig in Russland) und der Gregorianische Kalender (gültig im übrigen Europa) aufgeführt. Der Unterschied beträgt meist 12 Tage. Es wurde nur der letztere übernommen, weil er unserer üblichen Datierung entspricht.

In der Datenbank wurde versucht eine einheitliche moderne Namensweise aufzunehmen. Sie mag aber nicht in jedem Fall richtig sein.

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