Mobilität im Wandel

Schon immer mussten Menschen zwischen verschiedenen Orten reisen. Sei es von der Schlafstätte zum Arbeitsplatz, zum Besuch von Verwandten im nächsten Dorf oder zum Markt in der nächst größeren Stadt.

Oder man ist ausgewandert, um Hunger, Unterdrückung oder Krankheit zu entkommen. Oder weil man sich ein besseres Leben erhofft hat.

Soweit bekannt ist, ist aber keiner unserer Vorfahren aus purer Neugier gereist.

Wanderung

Ein aufschlussreiches Zitat eines Buches von Lück (S. 55).

Der Wanderdrang steckte vor allem den ärmeren Schichten des bäuerlichen Deutschtums so fest in den Knochen, daß die Lockmittel der lubliner, cholmer und wolhynischen Großgrundbesitzer auf die ohnehin empfänglichen Gemüter wirken mußten. (S. 55)

Aus Wikipedia ein Beispiel

Aus diesen Gebieten begaben sie sich auf einen geführten Treck mit Pferdewagen, Handkarren und zu Fuß.

Zitat von dem kommerziellen Anbieter Pro-Heraldica.de

Europa bewegt(e) sich – schon immer.

Ganze Familien, Religions- und Dorfgemeinschaften zogen mit Sack und Pack Tausende von Kilometern durch Europa. Der Bewegungsradius reichte vom Schwarzwald bis ans schwarze Meer. In den allerseltensten Fällen mit Planwagen und Pferd, fast immer zu Fuß. Die Monate vergingen, während Geburten und Todesfälle die Wegstrecke dieser unvorstellbar entbehrungsreichen Reise pflasterten.

Sie sehen, man wechselte längst nicht nur Stadt und Region, sondern auch Fürstentum, Land und sogar den Kontinent. [...] 
Europa war ein Dorf, auch ohne Flugzeug und Internet.

Die großen Strecken wurden also von den armen Schichten zu Fuß zurückgelegt. Mit dem Handkarren für die wenigen Habseligkeiten. Nur die Mittelschicht reiste mit dem Pferdewagen. Aber fast immer im kleinen oder großen Troß.

Unsere Vorfahren sind also 1.000 und mehr Kilometer zu Fuß ausgewandert.

Vor Ort

Wenn man am Ziel angelangt war, war es vorbei mit dem Reisen. Auch wenn es eine Familie war. Man wählte seinen Ort und blieb da.

Als Sinnbild: Drei Brüder wandern zusammen aus. Der eine landet in Hanau, der zweite in Offenbach und der dritte in Frankfurt. Aber jede Familie bleibt für sich. Man trifft sich vielleicht bei einer Beerdigung oder Hochzeit, im Alltag machte sich keiner auf eine Reise von 20/30 km.

Dies kann man aus den Kirchbüchern ablesen. Es gab z.B. Sommerfelds in verschiedenen Dörfern um Chodecz herum und das auch nicht zu wenig. Aber es gab keine Zeugen von einer Sippe bei Geburt/Hochzeit/Tod in der anderen Sippe. Waren die Verwandten innerhalb eines Ortes, war es hingegen durchaus üblich als Bruder, Onkel, usw. z.B. eine Geburt zu bezeugen und wurde oft auch in der Urkunde separat vermerkt. Eine Ausnahme gab es aber doch. Geheiratet wurde auch aus weiter entfernt liegenden Dörfern, auch wenn dies eher kein Normalfall war. Wie man sich kennengelernt hat oder wie die Ehe zwischen “den Alten” ausgehandelt wurde, ist nicht weiter bekannt.

Aufs Neue

Bis dann wieder ein Ereignis kam. Ein Krieg, die Beziehung zur einheimischen Bevölkerung verschlechterte sich, neue Versprechungen in anderen Ländern, …, und man machte sich wieder auf den Weg. Oder man musste, wie nach dem 2. Weltkrieg.

Nach oben scrollen