Gustav Sommerfeld und Ernestine Giese

Gustav Sommerfeld

Gustav ist am 14. Dezember 1881 in Trojnia geboren.

Er ist das jüngste Kind der Familie Gottfried Sommerfeld und Rosalie Martin. Bis zur Volljährigkeit hat er in Trojnia gelebt und ist wohl in Firlej zur Schule gegangen (so ca. 4 km).

Mit 17 besuchte er eine Versammlung der Baptisten. Man darf sich in etwa so vorstellen, dass Wanderprediger im Pferdewagen durchs Land zogen und dann für einige Wochen in den kleinen Städten eine Art Freiluftgottesdienst abhielten, in denen sie zur Umkehr und Buße aufriefen. So eine Freiluftveranstaltung war für das eintönige Leben der Landbevölkerung natürlich eine Sensation und man kann ziemlich sicher davon ausgehen, dass es großen Zulauf gab.

Jedenfalls haben die Wanderprediger auf Opa Gustav bleibenden Eindruck hinterlassen, wie er in seiner Eigenerzählung ausführt. Schließlich führte es dazu, dass Gustav zu den Baptisten konvertiert ist. Später hat er sich dann der Gemeinde Gottes angeschlossen und hat bis zu seinem Tod deren Veranstaltungen besucht.

Nachdem Gustav also mit ca. 18 von zu Hause ausgezogen ist, vermutlich im Jahr 1900, soll er laut Erzählungen seinen Sohns Erich in der Gegend von Posen als Verwalter gearbeitet haben. Es sind zwischen 1900 und 1907 leider keine offiziellen Spuren von ihm zu finden. Zum Verständnis kann Posen im Verständnis meines Vaters so ziemlich das gesamte Gebiet zwischen der Provinz Posen und der Ostsee gewesen sein.

Aus den Erzählungen von Erich geht auch hervor, dass er im russisch-japanischem Krieg gedient hat. Dieser Krieg war 1904 und 1905. Gustav soll bis Ostrussland vor Japan gewesen sein. Da diese Erzählung im Kern wahr sein dürfte, ergeben sich zwei Folgerungen.

  1. Er muss zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf russischen Gebiet gelebt haben oder er war zwischenzeitlich im russischen Zugriff (Besuch der Brüder?). Wäre er in Preussen und damit Deutschland gewesen, hätte man ihn nicht einziehen können.
  2. Geht man von 21 als Beginn des Wehrdienstes aus, ist er von 1903 bis 1905 Soldat gewesen.

Im Jahr 1907 heiratet Gustav seine Ernestine Giese. Zu diesem Zeitpunkt war Gustav, wie aus der Hochzeitsurkunde hervorgeht, bereits Grundbesitzer in Jakobkau. Die Geschichte, wie er seine Ernestine traf, bleibt leider im Dunkeln. Beide waren überzeugte Baptisten, was zu der Vermutung führt, dass sich ihre Wege möglicherweise bei Baptistentreffen gekreuzt haben könnten. Eine andere, allerdings spekulative, Überlegung ist, dass Gustav vielleicht in der Nähe von Groß Gorschen tätig war. Sicher ist jedoch nur, dass ihr gemeinsamer Glaube als Baptisten eine Verbindung zwischen ihnen darstellte und vermutlich der Schlüssel zu ihrer Begegnung war.

Eigenbrödler. Hätte er noch seinen Hoff gehabt, wäre er 100 geworden.

Wo ist der Nachruf der Evangeliumsposaune.

Ernestine Giese

Erste Recherchen zu Ernestine Giese. Die Geburt in Cholosna, Shitomir, Volhynien ist nicht zu finden.

In Volynwiki steht einiges zur baptistischen Kirche. Die gemeinde Cholosna wurde 1875 gegründet.

Was eratmal auffällt ist, dass nach meinen Aufzeichnungen zwischen 1870 und 1880 eine große Lücke in der Familie Giese ist. Vorher waren sie in Westpreussen, danach sicher in Volhynien. Was war dazwischen? westpreussen.de gibt noch eine Geburt 1874 in Wolhynien. Dann wäre die Familie schon recht früh dahin gezogen. Pauline ist 1872 in Westpreussen geboren.

Das Leben der Familie Giese stellt sich im Moment so dar:

Georg Giese heiratet Anna Bleck (wann ist noch unklar). Er lebt in Adlig Rehwalde, Rehden, Kreis Graudenz. Er ist Instmann, d.h. angestellter Bauer. Gut möglich, dass er auf dem adligen Hof gearbeitet hat.

Dort hat er die Kinder

  • Ottilie, 1867, die hieratet in Groß Gorschen 1901
  • Helene Giese, 1869, nach 10 Tagen verstorben
  • August Jacob Giese, 1871, nach 1 Jahr verstorben.
  • Pauline Catharine Giese, 1872, uneheliches Kind 1897, heiratet auch um 1900 in Groß Gorschen. Zwei Ihrer Kinder haben den Namen von Bobrowski in Bobert geändert. Beide waren in der NSDAP bzw. SA oder SS, also vermutlich Änderung des Polnisch klingenden Namen in einen rein arischen Namen.

Dann macht sich Georg mit seiner Familie nach Wolhynien auf. 1. Station ist Rogowka (Aus der Heiratsurkunde von Wilhemine).

Später ist er dann nach Cholosna gezogen (ebenfalls indirekt aus Heirats- und Sterbeurkunden).

Schließlich ist er zurück nach Wetspreussen gezogen. Dort in Gross Gorschen gibt es im Standesamt dann wieder etliche Spuren der Gieses.

  • Wilhelmine, 1875, heiratet 1897 in Gross Gorschen. Baptistin
  • Ernst 1884, heiratet Martha Büttner und fällt im 1. Weltkrieg. Baptist
  • Ernestine, 1884, heiratet Gustav. Baptistin.
  • Lydia, 1887, heiratet 1904 oder so. Baptistin
  • Gustav, 1888, noch keine Spuren. Sind aber in den Unterlagen von Armin. Hochzeit irgendwo vor 1913. Konrad ist das älteste Kind.

Die Kinder aus Adlig Rehwalde sind im ev. Kirchenbuch von Rehden zu finden. Dort werden die Kinder getauft, d.h. Georg ist bis mindestens 1872 Protestant.

Er ist dann irgendwann zu den Baptisten konvertiert. Kann gut sein, dass in Wolhynien. Zumindestens ist er dort in typischen Baptistengegenden gewohnt.

Viel Wahrscheinlicher ist aber (Spekulation), d.h. Georg schon in der Gegend von Rehden mit den Baptisten in Kontakt kam, die dort früh aktiv waren. Er ist dann nach Wolhynien gezogen a) weil er keinen eigenen Besitz hatte und b) weil er seine Religion in Wolhynien leichter ausleben konnte. Für diese These spricht, dass Wilhelmine nicht in den ev. Kirchenbüchern von Heimthal erfasst ist, was für einen Baptisten ja selbstverständlich ist, da sie keine Kinder taufen lassen. Als das Klima in Wolhynien rauher wurde, ist der dann zurück nach Westpreussen, aber diesmal mit gengend Geldmitteln sich selber Besitz zu kaufen.

Es fällt auf, dass er anscheinend nur die Hochzeiten seiner strenggläubigen Baptistenkinder selbst besucht hat. Sonst sind andere die Zeugen, aber das kann auch absoluter Zufall sein.

Zu Wolhynine noch. Die Gegend um Rogowka, in die er gezogen ist, wurde von den Deutschen Anfang 1860 erobert. Sie mussten die Eichenwälder roden (Zeitzeugen berichten von Wölfen, Füchsen und Schlangen) und haben am Anfang in Erdlöchern gewohnt bis ihre Häuser fertig waren. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass Georg entweder diese Rosskur durchmachen musste oder bestenfalls hatte er Mithelfer, die beim ersten Haus halfen. So oder so, der Beginn in Wolhynien war wohl ziemlich mühselig. Allerdings heisst es dann bei den Zeitzeugen auch einmütig, die Jahre nach dem Anfang gehörten uzm b esten, an dem sie gelebt haben.

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